Es ist Dienstagmorgen, 7 Uhr. Ich sitze auf meiner Terrasse in Peyia, Zypern, mit Blick aufs Mittelmeer und plane meinen Tag. Vor sechs Jahren, im nasskalten deutschen Februar, sah mein Morgen noch ganz anders aus: Ein vollgepackter Terminkalender mit Vor-Ort-Terminen bei Kunden, Mitarbeitergespräche zwischen den Meetings und ständiges Pendeln von einem Termin zum nächsten.
Der Weg zur bewussten Solo-Entscheidung
Als ich Anfang 2018 Digimojo gründete, folgte ich zunächst dem klassischen Wachstumspfad. Das Team wuchs auf mehrere feste und freie Mitarbeiter, die Strukturen wurden immer komplexer. Mit jedem neuen Teammitglied stiegen die Fixkosten, der Managementaufwand und die organisatorischen Herausforderungen. Irgendwann verbrachte ich mehr Zeit in Abstimmungsmeetings als mit dem, was ich eigentlich am besten kann und am liebsten tue: Kunden bei ihrer Transformation zu unterstützen.
Die Erkenntnis kam nicht über Nacht, aber sie war eindeutig: Ich wollte mein Business grundlegend anders aufstellen. Nicht größer, sondern smarter. Nicht mehr Mitarbeiter, sondern bessere Systeme.
Was „Solo“ wirklich bedeutet
Als Smartpreneur arbeite ich zwar alleine, aber nicht isoliert. Statt eines Teams aus festen und freien Mitarbeitern, setze ich auf ein starkes Netzwerk aus Spezialisten und strategischen Partnern. Der entscheidende Unterschied: Ich muss nicht permanent ein Team beschäftigen und koordinieren, sondern kann flexibel die beste Expertise für spezifische Projekte aktivieren.
Moderne Tools und systematische Prozesse ersetzen dabei viele Funktionen, für die früher „Arbeitskraft“ notwendig waren:
- Automatisierte Onboarding-Prozesse für neue Kunden
- Effiziente Systeme für Projektmanagement und Kommunikation
- KI-gestützte Tools für Routineaufgaben
- Productized Services statt individueller Projektarbeit
- Cloud-basierte Kollaborationsplattformen für die Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern
Die echten Vorteile des Smartpreneur-Modells
Der Verzicht auf Mitarbeiter bedeutet für mich keine Einschränkung – im Gegenteil. Als Smartpreneur kann ich:
1. Echte Ortsunabhängigkeit leben
Statt ein Büro zu unterhalten und täglich vor Ort sein zu müssen, kann ich von überall arbeiten. Mein Standort in Zypern ist dabei keine Einschränkung, sondern ermöglicht mir genau den Lebensstil, den ich mir wünsche. Er ist für mich Homebase und Ausgangspunkt zugleich.
2. Fokus auf meine Stärken
Meine Zeit fließt nicht mehr in Abstimmungsmeetings und Teamkoordination, sondern in das, was ich am besten kann: die Entwicklung zukunftsfähiger Strategien für meine Kunden. Diese Fokussierung macht mich nicht nur zufriedener, sondern auch erfolgreicher.
3. Maximale Flexibilität
Ohne große Fixkosten und Personalverpflichtungen kann ich schnell auf Marktveränderungen reagieren. Neue Technologien oder Methoden lassen sich ohne langwierige Schulungsprozesse einführen.
4. Bessere Wirtschaftlichkeit
Die schlanke Struktur erlaubt mir höhere Margen bei gleichzeitig wettbewerbsfähigen Preisen. Das schafft finanziellen Spielraum für Investitionen in Weiterbildung und neue Technologien.
Warum das Solopreneur-Modell Zukunft hat
In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz und Automatisierung immer leistungsfähiger werden, ist das klassische Wachstumsmodell durch Personalaufbau nicht mehr der einzige Weg zum Erfolg. Als Smartpreneur nutze ich genau diese Entwicklung, um ein Business aufzubauen, das:
- Skalierbar ist ohne proportionales Personalwachstum
- Durch KI und smarte Prozesse effizienter arbeitet
- Sich auf productized Services statt Einzelprojekte fokussiert
- Mir die Freiheit gibt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren
- Nachhaltig profitabel ist ohne ständigen Wachstumsdruck
Mein Rat an andere Solo-Selbstständige
Lasst euch nicht einreden, dass ein Solopreneur oder ein Ein-Personen-Unternehmen weniger „richtig“ oder erfolgreich ist als eine Firma mit vielen Mitarbeitern. Die Kunst liegt nicht darin, möglichst groß zu werden, sondern möglichst smart zu arbeiten. Mit den richtigen Systemen, Tools und Partnerschaften kann ein Solo-Unternehmen heute genauso leistungsfähig sein wie eine klassische Firma – bei deutlich größerer persönlicher Freiheit.
Für mich ist die bewusste Entscheidung, solo zu bleiben, der Schlüssel zu genau dem Business- und Lifestyle-Modell, das ich mir immer gewünscht habe. Statt „selbst und ständig“ zu arbeiten, ermöglicht mir mein Smartpreneur-Ansatz echte unternehmerische und persönliche Freiheit.
Was bedeutet das konkret? Heute Nachmittag werde ich nach meinen Kundenterminen noch eine Runde im Meer schwimmen gehen - auch wenn das Wasser im Februar „nur“ 18 °C hat. Weil ich kann. Weil meine Systeme weiterlaufen. Und weil genau das der Grund war, warum ich Smartpreneur geworden bin.
Wir sind viele, wir sind stark
Die Zahlen sprechen für sich: Alleine im DACH-Raum gibt es über 2,5 Millionen Solo-Selbstständige – mehr als Selbstständige mit Angestellten. In Deutschland sind es 1,8 Millionen, in Österreich knapp 300.000 und in der Schweiz über 420.000 Menschen, die ihr Business erfolgreich ohne Mitarbeiter führen. Wir sind keine „Exoten“ oder Einzelkämpfer, sondern ein wichtiger Teil der Wirtschaft. Dieser Beitrag ist Teil der Web-Parade „Ich bin solo-selbständig“ von Sascha Theobald, der Solo-Selbständigen eine Stimme gibt. Denn eines ist klar: Die Zukunft gehört nicht den großen, schwerfälligen Strukturen, sondern den agilen, smarten Solopreneuren.
#WirSindSolo