Thorsten: Omid, schön, dass du heute hier bist. Lass uns über Mentoren sprechen. Du erwähnst oft, dass Mentoren eine große Rolle in deinem Leben gespielt haben. Kannst du das näher erläutern?
Omid: Absolut, Thorsten. Zwei Mentoren haben mich besonders geprägt. Einer war Beirat während meiner Anfangszeit als Unternehmer. Der andere Mentor war aus einem Fußballverein, der mich tatsächlich zur aktuellen Tätigkeit inspiriert hat.
Thorsten: Interessant, wie diese Einflüsse aus unterschiedlichen Bereichen kommen können. Du hast auch ein Buch erwähnt, das du trotz deiner Abneigung gegen Lesen empfiehlst. Welches ist das?
Omid: Ja, ich bin kein großer Bücherleser, aber "Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer" von Stefan Merat halte ich für ein zeitloses Werk, das jedem Unternehmer ans Herz gelegt sei.
Thorsten: Eine wichtige Lektion aus deinem Neuanfang war, dass Flexibilität und Offenheit entscheidend sind. Wie hast du das in der Praxis erlebt?
Omid: Dinge entwickeln sich oft anders, als man erwartet. Man muss bereit sein, sich an neue Gelegenheiten anzupassen und flexibel zu reagieren. Vertrauen in den Prozess und die Entscheidungen machen viel aus.
Thorsten: Das ist ein guter Punkt. Du gibst deinem früheren Ich den Rat, "dran zu bleiben und auf andere zu hören". Warum?
Omid: Weil es kritische Phasen gab, in denen ich durchgehalten habe und mir Ratschläge von anderen die nötige Perspektive gaben. Beides war wichtig für meinen Weg.
Thorsten: Sehr weise. Über welche Kanäle können unsere Hörer dich erreichen?
Omid: Am besten über LinkedIn. Meine neue Webseite ist noch nicht fertig, aber auf LinkedIn bin ich jederzeit erreichbar.
Thorsten: In deinen Projekten nutzt du dein Netzwerk sehr effektiv. Erzähl uns mehr darüber.
Omid: Mein Netzwerk ist mein Rückgrat. Ich sehe mich hauptsächlich als Stratege und überlasse die Umsetzung erfahrenen Partnern aus meinem Netzwerk.
Thorsten: Du stellst fest, dass viele Kunden im Online-Marketing grundlegendes Wissen fehlt. Wie gehst du darauf ein?
Omid: Ich helfe ihnen, diese Wissenslücken zu schließen und die Arbeit bestehender Agenturen zu bewerten. So stelle ich sicher, dass sie die bestmöglichen Ergebnisse erzielen.
Thorsten: Bürokratische Hürden sind oft ein Problem. Was waren deine Herausforderungen?
Omid: Eine große Hürde war die lange Wartezeit auf eine Steuernummer nach der Gewerbeanmeldung. Das hat viele Prozesse verzögert.
Thorsten: Du planst langfristige Partnerschaften anstatt viele Kunden gleichzeitig zu betreuen. Was ist der Gedanke dahinter?
Omid: Langfristige Partnerschaften ermöglichen mir, Agenturen nachhaltig zu unterstützen und ihnen beim Wachstum zu helfen. Qualität statt Quantität ist mein Ansatz.
Thorsten: Der Markt für Agenturen hat sich stark gewandelt. Was sind die größten Veränderungen?
Omid: Der Markt hat sich durch neue Technologien wie KI stark verändert. Nach der Corona-Pandemie sind viele dynamische Agenturen entstanden, die traditionellen Unternehmen Konkurrenz machen. Abhängigkeit von Branchen wie der Automobilindustrie kann problematisch sein.
Thorsten: Du hast sowohl Erfahrung in Agenturen als auch im Solo-Unternehmertum. Wo siehst du die größten Unterschiede?
Omid: Ich vermisse den Austausch mit einem größeren Team, schätze jedoch die Entscheidungsfreiheit als Solopreneur. Ich überlege aber auch, in Zukunft ein Team aufzubauen.
Thorsten: Und wie gehst du mit der Isolation als Solopreneur um?
Omid: Coworking und Netzwerken sind essentiell. Ich nutze aktuell das Kinderzimmer meines Sohnes als Büro, plane jedoch, ein eigenes Büro anzumieten.
Thorsten: Welchen Rat hast du für angehende Solo-Selbstständige?
Omid: Einfach anfangen, Unterstützung suchen und offen für externe Ratschläge sein. Mentoren spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Thorsten: Du hast deine Karriere von einer kleinen Agentur zu einem wichtigen Marktteilnehmer aufgebaut. Was führte zum Ausstieg?
Omid: Die volle Leidenschaft fehlte, und ich wollte als Geschäftsführer authentisch bleiben. Werte wie Perfektionismus und Verantwortungsgefühl gegenüber Mitarbeitenden waren entscheidend. Es war eine persönliche Entscheidung, den Anteilen an Mitgesellschafter Uli problemlos zu übergeben.
Thorsten: Was hast du nach dem Ausstieg gemacht?
Omid: Ich hatte den "Sommer meines Lebens", verbrachte viel Zeit mit meiner Familie und kümmerte mich um private Projekte. Anfangs freuten sich die Kinder, später wurde diese intensive Zeit auch anstrengend.
Thorsten: Der Wunsch nach Veränderung kam also schleichend?
Omid: Genau. Ein entscheidendes Gespräch mit dem Mitgeschäftsführer verstärkte diesen Wunsch. Trotz der Verantwortung als Familienvater entschied ich mich ohne konkreten Zukunftsplan, vertraute aber auf meine Fähigkeiten.
Thorsten: Wie sah die finanzielle Planung aus?
Omid: Ich hatte während meiner Zeit als Firmeninhaber Reserven aufgebaut, um die Übergangszeit zu überbrücken. Eine Rückkehr ins Angestelltenverhältnis wäre eine Notlösung gewesen, wobei ich auch hier positive Erfahrungen habe.
Thorsten: Und dann nahmst du dir eine Auszeit?
Omid: Ja, drei Monate, in denen ich bewusst nicht über Arbeit nachdachte. Ich genoss Aktivitäten ohne Verpflichtungen und erlebte den Familienalltag intensiver.
Thorsten: Danach hast du begonnen, einen neuen beruflichen Weg zu finden?
Omid: Genau, ich wollte einen Job, der sinnhaft und nachhaltig ist. Ich orientierte mich am Ikigai-Prinzip, um berufliche Erfüllung zu finden.
Thorsten: Was hat zur Gründung von "Scale-Expert" geführt?
Omid: Mit "Scale-Expert" möchte ich mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben, um anderen Unternehmern beim Wachstum zu helfen. Anfangs fokussierte ich mich auf IT- und Softwareunternehmen, bekam dann aber unerwartet Anfragen von Agenturen, mit denen ich jetzt zusammenarbeite.
Thorsten: Sounds great. Wie passt das Ikigai-Prinzip hier rein?
Omid: Durch die Agenturen-Allianz fühle ich mich meinem Ikigai nahe, kann meine Fähigkeiten einbringen und etwas Sinnvolles tun. Zukünftige Projekte plane ich mit diesem Konzept, solange es finanziell und beruflich möglich ist.
Thorsten: Welche stabilen Prozesse und Strukturen hast du in deinem Unternehmen aufgebaut?
Omid: Insbesondere operative Prozesse, Teamstrukturen sowie Sales und Marketing sind gut etabliert. Klare KPI-Dashboards, definierte Sales-Prozesse und digitalisierte Angebotsunterlagen sind von großer Bedeutung.
Thorsten: Und was siehst du als größte Herausforderung?
Omid: Nachhaltiger Vertriebsaufbau sowie Mitarbeitergewinnung und -entwicklung sind große Herausforderungen. In meiner ehemaligen Agentur hatten wir ein positives Gehaltsmodell und eine gute Work-Life-Balance.
Thorsten: Warum hast du dich für das Solopreneur-Dasein entschieden?
Omid: Um mehr Kontrolle über meine Arbeit zu haben. Ich schätze, dass ich Systeme entwickeln kann, die meine Arbeitsprozesse vereinfachen und automatisieren.
Thorsten: Persönliches Wachstum ist dir wichtig, richtig?
Omid: Genau. Das Erlernen neuer Fähigkeiten und persönliches Wachstum sind Schlüsselaspekte meiner Entscheidung, als Solopreneur zu arbeiten.
Thorsten: Vielen Dank, Omid. Das war sehr inspirierend. Hast du abschließende Worte für uns?
Omid: Bleib flexibel, vertraue dem Prozess und suche dir Unterstützung. Das sind die Schlüsselfaktoren für nachhaltigen Erfolg.
Thorsten: Danke für das Gespräch, Omid. Bis zum nächsten Mal!
Omid: Danke, Thorsten! Bis bald!